Stadt Wendlingen
am Neckar
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I) Kurzbeschreibung der Wasserversorgung der Stadt Wendlingen am Neckar
In seiner Sitzung vom 13. November 2018 wurde dem Gemeinderat der Stadt Wendlingen am Neckar die Studie „Konzept zur langfristigen Sicherung und Mengensteigerung der Nutzung des Eigenwassers im Versorgungsgebiet der Stadt Wendlingen am Neckar“ erstmals vorgestellt. Zwischen Gemeinderat und der Leitung des Wasserwerks Wendlingen besteht Einigkeit, dass auch zukünftig das auf der Gemarkung der Stadt Wendlingen am Neckar reichlich vorhandene Grundwasser zur Trinkwasserversorgung genutzt werden soll.
Diese Eigenwassernutzung erfolgt seit Jahrzehnten und hat sich auch in den sehr trockenen Sommern 2003 und 2018 bewährt.
Das Eigenwasser wird in den drei Wasserfassungen Kieswiesen, Schäferhausen und Wert gewonnen. Das vom Land Baden-Württemberg dauerhaft zugesprochene Entnahmerecht beläuft sich auf 650.000 m³ pro Jahr.
Zur Deckung des Trinkwasserbedarfs stellt das Wasserwerk zur Verfügung:
insgesamt ca. 900.000 m³ pro Jahr
davon Eigenwasser (Gesamthärte: ca. 25° dH) ca. 430.000 m³ pro Jahr
davon Fernwasser des ZV Landeswasserversorgung (ca. 9° dH) ca. 470.000 m³ pro Jahr
Im Hochbehälter Eschle werden die drei Eigenwässer mit dem aus dem Bodensee entnommenen Fernwasser gemischt und über zwei Wasserleitungen ins Stadtnetz eingeleitet. Die Gesamthärte des Mischwassers liegt bei ca.17,1° dH.
Der Stadtteil Bodelshofen erhält derzeit und auch zukünftig das Trinkwasser aus dem Versorgungsnetz der Stadt Kirchheim unter Teck.
II) Wasseraufbereitung und Neubau eines Wasserwerks
Die derzeit im Hochbehälter Eschle betriebene Wasseraufbereitungsanlage sichert die Qualität des Eigenwassers ab. Dazu werden eingesetzt:
• UltraFiltrationsverfahren UF, (Feinstfiltration) zur Entnahme möglicher Trübstoffe, Viren und Bakterien
• UV-Desinfektion (Entkeimung des Wassers mittels ultraviolettem Licht)
• Phosphatzugabe zur vorbeugenden Verhinderung von Korrosion im Leitungsnetz.
Diese im Hochbehälter Eschle in extrem beengten Platzverhältnissen eingebauten Filtrationsanlagen müssen für den zuküntigen Dauerbetrieb in ein separates, neu zu bauendes Wasserwerk umgesetzt werden. Der Neubau des Wasserwerks ist auf dem Gelände der Wasserfassung Schäferhausen oder auf dem angrenzenden Flurstück Richtung Lauter vorgesehen. Das Wasserwerk soll die langfristige Nutzung des Eigenwassers sicherstellen.
Für diesen Wasserwerksneubau sind Investitionskosten von ca. netto EUR 1,6 Millionen abgeschätzt. Dies führt zu einer Wasserpreiserhöhung von ca. 16 ct/m³.
III) Mögliche Enthärtung des Eigenwassers
Im Zuge des Wasserwerkneubaus besteht die Möglichkeit, in das neue Bauwerk zusätzlich eine Anlage zur Wasserenthärtung einzubauen. Als Enthärtungsstufe ist das Verfahren der UmkehrOsmose UO vorgesehen.
Bei dieser Aufbereitungstechnik wird das Wasser über feine Membranen geleitet, welche die im Wasser gelösten Härtebildner (Ionen) zurückhalten.
Das dabei entstehende Konzentratwasser mit den zurückgehaltenen Salzen würde in den Neckar oder die Lauter eingeleitet werden. Da über die Kläranlage das enthärtete Trinkwasser auch wieder in den Neckar eingeleitet wird, entsteht bei diesem Verfahren keine wesentliche Aufsalzung in den Gewässern.
Die für die Enthärtungsstufe zusätzlichen Investitionskosten liegen bei ca. netto EUR 300.000,00, so dass der Wasserwerksneubau dann auf gesamt ca. netto EUR 1,9 Millionen abgeschätzt wird. Zusammen mit den zusätzlich dafür anfallenden Betriebskosten erhöht sich aus der Enthärtungsstufe der Wasserpreis um ca. 25 ct/m³. Damit entfallen auf die Enthärtungsstufe zusätzlich ca. 9 - 10 ct/m³. Nachfolgend wird von 10 ct/m³ Mehrpreis für die Enthärtungsstufe ausgegangen.
IV) Auswirkungen auf den Wasserwerksbetrieb
Durch die Enthärtungsstufe wird die Gesamthärte des Eigenwassers von derzeit ca. 25 °dH auf ca. 10 °dH gesenkt. Dies führt dazu, dass zukünftig aus dem HB Eschle Trinkwasser mit ca. 9 - 11 °dH ins Stadtnetz eingeleitet werden kann. Damit wird es möglich, das Eigenwasserdargebot (derzeit 430.000 m³ pro Jahr) stärker zu nutzen, ohne dass die Wasserhärte bei den Verbrauchern ansteigen würde. Unterschiedliche Dargebotsmengen zwischen grundwasserreichen und grundwasserärmeren Jahreszeiten könnten so ausgeglichen werden. Die ins Trinkwasser eingespeiste Eigenwassermenge könnte so von derzeit 430.000 m³ pro Jahr auf künftig 530.000 m³ pro Jahr gesteigert werden, dies entspricht einer Steigerung von ca. 20 %. Etwa 110.000 m³ pro Jahr würden dem Neckar oder der Lauter als Konzentratwasser beigeleitet werden.
Die derzeit durchgeführte Phophatzugabe im Hochbehälter Eschle könnte mit hoher Wahrscheinlichkeit außer Betrieb genommen werden, da das weichere Wasser auch ohne Phosphatzugabe bessere korrosionschemische Eigenschaften aufweist.
V) Auswikungen für den Wassergebührenzahler
Durchschnittlicher Wasserverbrauch je Person und Jahr: 50 m³
Durchschnittlicher Wasserverbrauch Vierpersonenhaushalt: 200 m³
Mehrpreis aus Wasserwerksneubau: 16 ct/m³
Mehrpreis pro Person und Jahr: 8 Euro pro Jahr
Mehrpreis pro Vierpersonenhaushalt und Jahr: 32 Euro pro Jahr
Zusätzlich:
Mehrpreis aus möglicher zentraler Wasserenthärtung: 10 ct/m³
Mehrpreis pro Person und Jahr: 5 Euro pro Jahr
Mehrpreis pro Vierpersonenhaushalt und Jahr: 20 Euro pro Jahr
Dem Mehrpreis von 5 Euro pro Person und Jahr aus der möglichen Wasserenthärtungsstufe stehen Einsparungen beim Wassernutzer gegenüber, welche sich aus Reduzierungen beim Wasch- und Reinigungsmitteleinsatz, der Reduzierung von Regeneriersalz in Spülmaschinen und geringeren Entkalkungskosten bei Geräten zur Warmwasserbereitung ergeben. Diese werden in einschlägigen Untersuchungen mit bis zu 75 Euro pro Jahr für einen Vierpersonenhaushalt angesetzt. Damit kann davon ausgegangen werden, dass die Mehrkosten für die Enthärtung durch mögliche Einsparungen zumindest ausgeglichen werden.
Der Gemeinderat der Stadt Wendlingen am Neckar hat in seiner Sitzung am 13. November 2018 infolge eines Antrags der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen beschlossen, in einer Bürgerbefragung Ihre Meinung einzuholen zur Frage:
Soll im vorgesehenen Neubau des Wasserwerks Schäferhausen der Einbau einer zentralen Wasserenthärtungsanlage mit eingeplant werden, welche die Wasserhärte von derzeit ca.17,1 °dH (Härtebereich "Hart") auf ca. 10 °dH (Härtebereich Mittel) senken wird?
Die aus der Enthärtung entstehenden Mehrkosten werden mit 10 ct/m³ erwartet.
Dies führt bei einem Wasserverbrauch von 50 m³ pro Jahr und Person zu Mehrkosten von 5 Euro pro Jahr und Person.
Diesen Mehrkosten stehen Einsparungen bei Wasch-, Reinigungs- und Entkalkungskosten gegenüber.
Mit der Enthärtungsstufe verbunden ist die Möglichkeit, den Eigenwasseranteil im Trinkwasser um über 100.000 m³ pro Jahr zu steigern.
Wir würden uns freuen, wenn Sie zahlreich an der untenstehenden Umfrage teilnehmen.